BLOODHOUND SSC – DAS HOCHGESCHWINDIGKEITSBÜRO

BLOODHOUND Project - Grossbritannien

Wenn das Fahrzeug BLOODHOUND SSC mit Überschallgeschwindigkeit über die Piste in der südafrikanischen Wüste fährt, wird sich jedes der 95 kg schweren Räder aus massivem Aluminium mit 10.200 U/min drehen – das ist 4-mal schneller als bei einem Formel-1-Rennwagen – und dabei Kräften von bis zu 50.000 G ausgesetzt sein. Wenn das Fahrzeug seine Höchstgeschwindigkeit erreicht hat, wird es 1 km in nur 2,25 s zurücklegen – das ist schneller als die Kugel eines Magnum-Revolvers Kaliber 357.

Diese formidablen technischen Leistungen lassen sich nur erreichen, weil das Team hinter dem BLOODHOUND-Projekt modernste Technologien für die Konstruktion dieses Fahrzeugs nutzt, das den gegenwärtigen Landgeschwindigkeitsrekord brechen und schneller als 1.609 km/h (1.000 mph) fahren soll. Eines der Schlüsselelemente bei der Konstruktion ist die Messtechnik. Nur mithilfe von Präzisionsdaten können die gewünschten Ergebnisse erreicht und ein neuer Weltrekord gefahren werden. Deswegen wendete sich das Team an Hexagon Metrology.

Das BLOODHOUND-Projekt wird von einem bescheidenen Werksgebäude in einem Industriegebiet bei Bristol, Großbritannien, aus geleitet. Von außen gleicht es jedem anderen Industriegebäude, hier arbeiten jedoch einige der versiertesten britischen Ingenieure an der Konstruktion des schnellsten Landfahrzeugs der Welt. Leiter des Projekts ist kein geringerer als Richard Noble, der selbst einmal den Rekord für das schnellste Landfahrzeug hielt. Noble hat ein Team von Experten aus Rennsport und Luftfahrindustrie zusammengestellt, das Oberstleutnant Andy Green, dem Fahrer des BLOODHOUND, sozusagen das schnellste Büro an Land konstruieren soll.

Inspiring einer Generation

Das Hauptziel des BLOODHOUND-Projekts ist aber nicht, den Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge zu brechen, vielmehr soll das Projekt die nächste Generation Ingenieure hervorbringen, d. h. Schüler und Studenten für Berufe in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) begeistern. Hierfür besucht ein Team Bildungsbotschafter mehr als 5.000 Schulen und Hochschulen in Großbritannien und anderen Ländern. Ihre Aufgabe besteht darin, über die faszinierende Entwicklung des BLOODHOUND-Projekts zu sprechen und so die Begeisterung der Ingenieure von Morgen zu wecken. Hexagon Metrology ist stolz darauf, selbst einige Mitarbeiter zu diesem Ausbildungsvorstoß entsenden zu können.

Gerade und symmetrisch

Wie wurde Hexagon Metrology einer der offiziellen Produktsponsoren des Projekts? Conor La Grue, leit. Ingenieur des kommerziellen Arms des BLOODHOUND-Projekts: „Uns war vom ersten Moment an klar, dass wir für die Herstellung von Komponenten einen Partner finden mussten, der, was Präzision betrifft, nicht zu überbieten ist. Mit den bei Höchstgeschwindigkeit auf das Fahrzeug einwirkenden Kräften müssen wir uns auf die Qualität der Konstruktion verlassen können, insbesondere darauf, dass das Fahrzeug gerade und symmetrisch ist. Unsere erste Begegnung war auf einer Veranstaltung für Ingenieure, auf der uns Hexagon Metrology ihre Produkte und Dienstleistungen für die Messarbeiten in den verschiedenen Stadien des Fahrzeugbaus vorstellte. Wir haben uns sehr gefreut, das Unternehmen als Produktsponsor gewinnen zu können.“

Das 12,8 m lange Fahrzeug besteht aus so vielen Komponenten, dass die Konstruktion in mehrere Module unterteilt wurde. So können die Ingenieure an mehreren Elementen gleichzeitig arbeiten. Um sicherzustellen, dass alle Module dieselben Präzisionswerte einhalten, verwendet das Team spezielle Spannvorrichtungen. Hier ist der Leica Absolute Tracker AT402 ein entscheidendes Hilfsmittel. Mit dem Tracker kann das Team wichtige Ausrichtungspunkte an jedem Modul und jeder Spannvorrichtung bestimmen und bei der Montage virtuell überprüfen, dass alle Teile am richtigen Platz sind.


Unsichtbare Messpunkte

Der Leica Absolute Tracker AT402 verwendet in Kugelform eingebaute Reflektoren, sogenannte SMR (Spherical Mounted Reflector) zum Erfassen von 3D-Punktdaten. Traditionell verlangen derartige Messungen eine direkte Sichtlinie zum SMR. Für das Team bedeutete dies, dass sie zwar alle Eigenschaften mit diesem Verfahren vermessen konnten, dabei aber den Tracker laufend verschieben mussten, um die Sichtlinie zu erhalten. Deswegen schlug Hexagon Metrology vor, dass BLOODHOUND als einer der Ersten die neue Leica B-Probe verwendet, einen handgeführten Messtaster für den Leica Absolute Tracker AT402. Die Leica B-Probe kann innerhalb ihres Messvolumens von 20 m (Ø) verdeckte 3D-Punkte erfassen. Für sehr große Strukturen, die hochgenaue Messungen erfordern, kann der Messbereich durch einen „Move Station“-Vorgang auf bis zu 320 m (Ø) erweitert werden – ohne den typischen Genauigkeitsverlust konventioneller Systeme

Luke Dee, Ingenieur für Bauteil- und & Baugruppenmanagement des BLOODHOUND-Projekts, war begeistert von der neuen Leica B-Probe: „Die Erfassung von Messdaten mit der Leica B-Probe ist so viel einfacher als mit herkömmlichen Reflektoren. Jetzt können wir den Tracker aufstellen und alle benötigten Daten erfassen, ohne ihn zwischendurch verschieben und neu konfigurieren zu müssen. Ich schätze, dass wir damit und mit der hervorragenden SpatialAnalyzer Software den Zeitaufwand für Messungen halbieren konnten.“ 


Planung für Messungen in der Wüste

Das BLOODHOUND-Team ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen, was den Tracker betrifft. Das Heck des Fahrzeugs ähnelt eher einem Strahltriebflugzeug. Die enormen Kräfte, die dort bei den hohen Geschwindigkeiten anliegen, verlangen eine besonders beständige Heckflosse. Diese muss jedoch während des Transport des Fahrzeugs abgebaut sein, wird also erst wieder in der Hakskeen Pan, dem ausgetrockneten See in der südafrikanischen Provinz Nordkap, wo der Rekordversuch stattfinden wird, montiert. Selbstverständlich muss danach die Präzision der Ausrichtung geprüft werden. Zu diesem Zweck hat das Konstruktionsteam die Heckflosse mit eingebetteten SMR-Punkten versehen, sodass die Heckflosse mithilfe des Trackers ausgerichtet werden kann, eine Aufgabe, für die der Leica Absolute Tracker AT402 dank der Schutzart IP54 für heiße, staubige Umgebungen, ausgezeichnet geeignet ist.


Echte Partnerschaft

„Es ist wunderbar, dass wir uns bei so vielen Aufgaben auf Hexagon Metrology verlassen können, das gilt den Messungen vor Ort und im Feld, aber auch den schnellen Reaktionszeiten, den Schulungen, der langfristigen Verfügbarkeit der geliehenen Instrumente und der fachkundigen Beratung. Die Unterstützung der Mitarbeiter von Hexagon Metrology war wirklich exemplarisch“, meint La Grue. Richard Noble, Leiter des BLOODHOUND SSC-Projekts kommentiert den Beitrag von Hexagon Metrology folgendermaßen: „Wenn wir eine Geschwindigkeit von über 1.609 km/h erreichen möchten, brauchen wir einen Partner, der unseren Ambitionen entspricht und uns anhand erstklassiger messtechnischer Ausrüstung den Service bereitstellt, den das Projekt erfordert. Einfach alles muss passen – vom kleinsten Detail an diesem 12,8 m langem Fahrzeug bis hin zur Ausrichtung der Hauptkomponenten.“

Hexagon Metrology ist stolz darauf, Teil dieses fantastischen Projektes zu sein, und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Team bei der Fertigstellung des Fahrzeugs, den ersten Probefahrten, dem ersten Durchbrechen der Schallmauer und dem neuen Landgeschwindigkeitsrekord von über 1.609 km/h. Das ist wirklich ein einmaliges Erlebnis.